Warum haben wir uns für die Schuleingangsstufe entschieden?

Zentrales Ziel der Schuleingangsstufe ist, alle schulpflichtigen Kinder eines Jahrgangs in die Grundschule aufzunehmen und sie dem Grad ihrer individuellen Entwicklung entsprechend zu fördern. Gleichaltrige Kinder sind in ihrer Entwicklung unterschiedlich. Sie benötigen je nach Entwicklungsstand und Fähigkeiten unterschiedliche Lernzeiten.

In der Schuleingangsstufe werden alle Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Lernvoraussetzungen so unterrichtet, dass sie durch Unterstützung und besondere Herausforderungen in ihrer Entwicklung gefördert werden. Viele Formen des differenzierenden Unterrichts ermöglichen es, die Kinder dort abzuholen wo sie sind. Dort wo Unterschiede sind, entsteht Vielfalt. Eine Chance der Schuleingangsstufe ist, diese Vielfalt zu nutzen.

Die Schuleingangsstufe kann in einem Jahr, in zwei Jahren oder in drei Jahren durchlaufen werden.

Durch die Zugehörigkeit zu einer Großlerngruppe, die sich im Verlauf des Schulalltages mehrfach unterschiedlich aufgliedert, kann das missliche Erlebnis des Zurückbleibens für einzelne Kinder überwunden werden, denn es behält stets einen Teil „seiner” Mitschüler bei. Es gibt also in der Schuleingangsstufe kein sogenanntes „Sitzen bleiben“, die Kinder entwickeln sich sukzessiv weiter, nur, dass sie mehr Zeit für den Übertritt in den dritten Schuljahrgang erhalten. Schulanfänger /-innen lernen von Anfang an von den erfahreneren Schulkindern die Regeln des Zusammenlebens. Dadurch entfällt die sonst lange Eingewöhnungsphase am Anfang der Schulzeit. Das Kind erlebt sich zunächst als jüngeres Kind, das betreut und gut aufgehoben ist, es baut eine Beziehung zu seinen Mitschülern auf und später ändert sich dann die Rolle. Das Kind unterstützt und hilft den jüngeren Mitschülern und gibt so Erlerntes und Erlebtes weiter. Auch ein Kind, das langsam lernt, erfährt seine Leistungsfähigkeit. Tempo ist nicht die entscheidende Größe. Indem Gelerntes an andere Kinder weitergegeben wird, tritt eine Wiederholungs- und Festigungsphase ein, die Lerninhalte beim Kind verfestigen.

Unabhängig von der individuellen Verweildauer erwerben alle Schülerinnen und Schüler in der Schuleingangsstufe tragfähige Grundlagen für das weitere Lernen in den Klassen 3 und 4.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass Kinder von Anfang an Verantwortung für ihr Lernen übernehmen.

Was kann eine Jahrgangsmischung für die Unterrichtsqualität leisten?

  • Insgesamt mehr Lernzeit durch schnelleren Einstieg der „Neuen“

Dadurch, dass die älteren Kinder die Regeln und Abläufe in der Klasse schon genau kennen, verkürzt sich die Eingewöhnungszeit der neuen Kinder. Die „Großen“ machen es ihnen ja schon vor.

  • Jüngere Kinder lernen zusätzlich durch Zuschauen und Nachmachen.

Große Kinder sind auch immer Vorbilder und jüngere orientieren sich an ihnen. In diesen altersgemischten Kindergruppen sind vielfältigste Erfahrungen möglich.

  • Die „älteren Kinder“ können ihr Wissen vertiefen, indem sie erklären. Das hilft nicht nur den jüngeren, sondern auch den älteren Kindern, denn Lerninhalte werden besser durchdrungen, wenn sie erklärt werden können. Außerdem stärken sie dadurch ihr  Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten

Auch die Lehrkraft profitiert davon, denn einfache Aufgaben können an ältere Kinder delegiert werden, so dass mehr Zeit für die Förderung/Forderung anderer Schüler bleibt.

  • Besseres Sozialverhalten unterstützt kognitives Lernen

Je weniger Zeit für Unterrichtsstörungen benötigt wird, desto mehr Zeit bleibt für die Inhalte.

  • Die erhöhte Heterogenität (Verschiedenartigkeit) der Schülerinnen und Schüler erfordert differenzierten und geöffneten Unterricht

Offener Unterricht bedeutet nicht, dass es keine Regeln und Rituale gibt. Im Gegenteil: Je offener der Unterricht, desto klarer und selbstverständlicher müssen die Regeln und Abläufe sein. Darauf legen wir Wert.

  • Kinder erhalten mehr Freiheitsgrade, wodurch die Lernfreude steigt.

Wenn Kinder mitentscheiden können, fühlen sie sich ernst genommen und wertgeschätzt. Das wiederum wirkt sich positiv auf den Lernerfolg und auf das Selbstwertgefühl  aus.

  • Nur mit einer guten Aufgabenqualität, die die spezifischen Möglichkeiten der Jahrgangsmischung nutzt, wird das Modell gelingen

Zu einer guten Qualität der Aufgaben gehört; dass verschiedene Lern- und Aneignungswege ermöglicht werden, dass Aufgaben klar und verständlich sind und dass die Aufgaben kognitiv herausfordernd sind.

Welche Herausforderungen müssen überwunden werden?

Der Lernstart und die weitere Lernarbeit bedürfen der vielfältigen Elterninformation, um das stete Miteinander und das gemeinsame Vorgehen im täglichen Lernen transparent zu machen. Regelmäßig geführte Lern- und Förderpläne sind eine gute Basis zur Dokumentation und schulischen Beratung bezüglich der individuellen Lernerfolge. Für die Zusammenarbeit mit Elternhaus und Schule ist die Gesprächsbereitschaft beider Seiten erforderlich und gewünscht. Gerne bieten wir auch die Möglichkeit zur Hospitation an, damit Eltern sich ein eigenes Bild unserer Arbeitsweise machen können.

Es kommt darauf an, den Lernanfängern die notwendige Zeit zu geben, die Lerngewohnheiten und -strategien auszubilden. Die Schuleingangsstufe erfordert von den Kindern, dass sie selbstständig arbeiten. Diese Arbeitshaltung auszubilden ist für manche Kinder nicht leicht, es kommt den Schülerinnen und Schülern im weiteren Schulleben aber sehr zugute.

Der durch die Heterogenität erhöhte zeitliche Mehraufwand für die Unterrichtsvorbereitung ist für uns als Lehrkräfte dadurch gerechtfertigt, dass zufriedene, nicht unter- bzw. überforderte Schülerinnen und Schüler in einer angenehmen Lernatmosphäre mit Freude arbeiten und unsere tägliche Arbeit dadurch bereichern.

Wenn Sie noch weitere Fragen zur Eingangsstufe haben, sprechen Sie uns gerne an!